Komma vor "um" ?

German translation: Komma ist korrekt (erweiterter Inf. mit "zu")

GLOSSARY ENTRY (DERIVED FROM QUESTION BELOW)
German term or phrase:Komma vor "um"?
Selected answer:Komma ist korrekt (erweiterter Inf. mit "zu")
Entered by: Gert Sass (M.A.)

22:12 May 16, 2010
German language (monolingual) [PRO]
Linguistics / Grammatik - Komma
German term or phrase: Komma vor "um" ?
Es handelt sich um eine kurze Anweisung für Vorgänge im Flugzeug. Das Komma hier erscheint mir lästig. Ist es nötig?

HOCHHEBEN, UM DEN SITZ AUF DEM UNTERGESTELL ZU BEWEGEN UND ZU SCHWENKEN
Cathleen P
Canada
Local time: 06:44
Komma ist korrekt
Explanation:
http://tinyurl.com/2wjv4np


Die Neuregelung der Rechtschreibung
Zeichensetzung

Die heute gültigen Interpunktionsregeln des Deutschen, insbesondere die Kommaregeln, haben den Ruf, äußerst kompliziert zu sein. Vieles von diesem schlechten Ruf hat allerdings nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Zeichensetzungsregeln völlig willkürlich wären. Der Grund liegt vielmehr zu einem guten Teil darin, dass es schwierig ist, diese Regeln verständlich zu formulieren und angemessen zu präsentieren. Bei der Arbeit an der Neuregelung hat man daher Wert darauf gelegt, das Regelwerk der Zeichensetzung durchsichtiger und verständlicher zu formulieren.



Darüber hinaus bringt die Neuregelung auch einige sachliche Änderungen bei der Kommasetzung. Sie betreffen die folgenden Regelbereiche:

* das Komma bei „und”
* das Komma bei Infinitiv- und Partizipgruppen
* die Kombination von Komma und Anführungszeichen.

In diesen Bereichen zielt die Neuregelung darauf ab, die bisherigen Regeln zu vereinfachen und vor allem auch – wo sinnvoll – dem Schreibenden etwas mehr Freiheit zu gewähren. Insgesamt greift jedoch die Neuregelung in die alte Ordnung nur sehr behutsam ein.



Das Komma bei „und”

Entgegen der schon bisher sehr weit reichenden Grundregel, dass vor und, oder und verwandten Konjunktionen kein Komma zu setzen ist, war zwischen Hauptsätzen, die durch diese Konjunktionen verbunden werden, bislang ein Komma grundsätzlich vorgeschrieben: Hanna liest ein Buch, und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Da diese Regel aber offensichtlich dem Sprachgefühl und dem Sprachgebrauch vieler, auch erfahrener Schreiber widerspricht, ist davon schon in der Vergangenheit häufiger abgewichen worden.



Die Neuregelung will den Schreibenden an dieser Stelle entgegenkommen und das Komma zwar nicht abschaffen, aber doch weitgehend freigeben. Genauer: Grundsätzlich wird vor und, oder und verwandten Konjunktionen kein Komma gesetzt. Der Schreiber kann aber – in Übereinstimmung mit den bisherigen Regeln, die also nicht einfach plötzlich falsch sind – gleichwohl ein Komma setzen, etwa um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um Fehllesungen vorzubeugen. Das folgende Beispiel steht für den auch ohne Komma problemlos lesbaren Normalfall: Hanna liest ein Buch und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Hingegen dürfte es im folgenden Satz sinnvoll sein, seine Gliederung in zwei Teilsätze mit einem Komma zu kennzeichnen: Wir warten auf euch, oder die Kinder gehen schon voraus. (Schwerer lesbar: Wir warten auf euch oder die Kinder gehen schon voraus.)

Nichts ändert sich am Grundsatz, dass das Komma am Ende eines Nebensatzes oder eines Nachtrags auch vor „und” nicht fehlen darf: Er sagte, dass er morgen komme, und verabschiedete sich. Mein Onkel, ein großer Tierfreund, und seine Katzen leben in einer alten Mühle.



Das Komma bei Infinitiv- und Partizipgruppen

Die früher geltenden Kommaregeln in diesem Bereich waren in der Tat äußerst kompliziert und teilweise auch willkürlich, wie sich leicht zeigen lässt. Eine an sich einfache Regel besagte: Ein erweiterter Infinitiv wird durch ein Komma abgetrennt, ein einfacher nicht. Also mit Komma: Sie hatte geplant, ins Kino zu gehen. Ohne Komma: Sie hatte geplant zu gehen. Die Regel für den erweiterten Infinitiv galt aber nicht, wenn dieser als Subjekt am Anfang eines zusammengesetzten Satzes steht: Diesen Film gesehen zu haben hat noch niemandem geschadet. Hingegen musste ein Komma stehen, wenn die Infinitivgruppe gegenüber dem übergeordneten Verb die Rolle des Objekts spielt: Diesen Film gesehen zu haben, hat noch niemand bereut. Ein Komma wurde auch gesetzt, wenn ein Infinitiv (sogar ein einfacher!) als Subjekt dem übergeordneten Prädikat folgt: Ihre Absicht war, fernzusehen. Zusammengefasst: Wer hier das Komma korrekt setzen wollte, musste – in richtiger Abfolge – ganz unterschiedliche grammatische Kategorien sicher beherrschen.



Nach der Neuregelung grenzt man Infinitivgruppen immer ab, wenn sie mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet sind: Sie öffnet das Fenster, um zu lüften. Sie bot mir, ohne einen Augenblick zu zögern, ihre Hilfe an. Außerdem muss ein Komma gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv, einem Wort mit Platzhalterfunktion oder einem Verweiswort abhängt: Er wurde beim Versuch, den Tresor zu knacken, überrascht. Es macht mir Spaß, dir zu helfen. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen. Nur bei einem bloßen Infinitiv können in diesen Fällen die Kommas weggelassen werden, wenn keine Missverständnisse entstehen: Seine Lust(,) zu fliegen(,) hielt sich in Grenzen. Falls Missverständnisse möglich sind, sollte – wie früher – immer ein Komma gesetzt werden: Ich rate, ihm zu helfen (gegenüber: Ich rate ihm, zu helfen). In allen anderen Fällen kann man ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen.
http://www.duden.de/deutsche_sprache/sprachwissen/rechtschre...
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Gert Sass (M.A.)
Germany
Local time: 11:44
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4 +19Komma ist korrekt
Gert Sass (M.A.)
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I think it is necessary, yet I am not a German native. I reckon that since you have two verbs, you need a coma in between. But let's wait for some natives to confirm.

Lirka
Austria
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neutral  Sonja Köppen: The reason is not the two verbs but the subordinate clause (you wouldn't put a comma between "sehen und staunen" for example)
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Komma ist korrekt


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Die Neuregelung der Rechtschreibung
Zeichensetzung

Die heute gültigen Interpunktionsregeln des Deutschen, insbesondere die Kommaregeln, haben den Ruf, äußerst kompliziert zu sein. Vieles von diesem schlechten Ruf hat allerdings nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Zeichensetzungsregeln völlig willkürlich wären. Der Grund liegt vielmehr zu einem guten Teil darin, dass es schwierig ist, diese Regeln verständlich zu formulieren und angemessen zu präsentieren. Bei der Arbeit an der Neuregelung hat man daher Wert darauf gelegt, das Regelwerk der Zeichensetzung durchsichtiger und verständlicher zu formulieren.



Darüber hinaus bringt die Neuregelung auch einige sachliche Änderungen bei der Kommasetzung. Sie betreffen die folgenden Regelbereiche:

* das Komma bei „und”
* das Komma bei Infinitiv- und Partizipgruppen
* die Kombination von Komma und Anführungszeichen.

In diesen Bereichen zielt die Neuregelung darauf ab, die bisherigen Regeln zu vereinfachen und vor allem auch – wo sinnvoll – dem Schreibenden etwas mehr Freiheit zu gewähren. Insgesamt greift jedoch die Neuregelung in die alte Ordnung nur sehr behutsam ein.



Das Komma bei „und”

Entgegen der schon bisher sehr weit reichenden Grundregel, dass vor und, oder und verwandten Konjunktionen kein Komma zu setzen ist, war zwischen Hauptsätzen, die durch diese Konjunktionen verbunden werden, bislang ein Komma grundsätzlich vorgeschrieben: Hanna liest ein Buch, und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Da diese Regel aber offensichtlich dem Sprachgefühl und dem Sprachgebrauch vieler, auch erfahrener Schreiber widerspricht, ist davon schon in der Vergangenheit häufiger abgewichen worden.



Die Neuregelung will den Schreibenden an dieser Stelle entgegenkommen und das Komma zwar nicht abschaffen, aber doch weitgehend freigeben. Genauer: Grundsätzlich wird vor und, oder und verwandten Konjunktionen kein Komma gesetzt. Der Schreiber kann aber – in Übereinstimmung mit den bisherigen Regeln, die also nicht einfach plötzlich falsch sind – gleichwohl ein Komma setzen, etwa um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um Fehllesungen vorzubeugen. Das folgende Beispiel steht für den auch ohne Komma problemlos lesbaren Normalfall: Hanna liest ein Buch und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Hingegen dürfte es im folgenden Satz sinnvoll sein, seine Gliederung in zwei Teilsätze mit einem Komma zu kennzeichnen: Wir warten auf euch, oder die Kinder gehen schon voraus. (Schwerer lesbar: Wir warten auf euch oder die Kinder gehen schon voraus.)

Nichts ändert sich am Grundsatz, dass das Komma am Ende eines Nebensatzes oder eines Nachtrags auch vor „und” nicht fehlen darf: Er sagte, dass er morgen komme, und verabschiedete sich. Mein Onkel, ein großer Tierfreund, und seine Katzen leben in einer alten Mühle.



Das Komma bei Infinitiv- und Partizipgruppen

Die früher geltenden Kommaregeln in diesem Bereich waren in der Tat äußerst kompliziert und teilweise auch willkürlich, wie sich leicht zeigen lässt. Eine an sich einfache Regel besagte: Ein erweiterter Infinitiv wird durch ein Komma abgetrennt, ein einfacher nicht. Also mit Komma: Sie hatte geplant, ins Kino zu gehen. Ohne Komma: Sie hatte geplant zu gehen. Die Regel für den erweiterten Infinitiv galt aber nicht, wenn dieser als Subjekt am Anfang eines zusammengesetzten Satzes steht: Diesen Film gesehen zu haben hat noch niemandem geschadet. Hingegen musste ein Komma stehen, wenn die Infinitivgruppe gegenüber dem übergeordneten Verb die Rolle des Objekts spielt: Diesen Film gesehen zu haben, hat noch niemand bereut. Ein Komma wurde auch gesetzt, wenn ein Infinitiv (sogar ein einfacher!) als Subjekt dem übergeordneten Prädikat folgt: Ihre Absicht war, fernzusehen. Zusammengefasst: Wer hier das Komma korrekt setzen wollte, musste – in richtiger Abfolge – ganz unterschiedliche grammatische Kategorien sicher beherrschen.



Nach der Neuregelung grenzt man Infinitivgruppen immer ab, wenn sie mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet sind: Sie öffnet das Fenster, um zu lüften. Sie bot mir, ohne einen Augenblick zu zögern, ihre Hilfe an. Außerdem muss ein Komma gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv, einem Wort mit Platzhalterfunktion oder einem Verweiswort abhängt: Er wurde beim Versuch, den Tresor zu knacken, überrascht. Es macht mir Spaß, dir zu helfen. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen. Nur bei einem bloßen Infinitiv können in diesen Fällen die Kommas weggelassen werden, wenn keine Missverständnisse entstehen: Seine Lust(,) zu fliegen(,) hielt sich in Grenzen. Falls Missverständnisse möglich sind, sollte – wie früher – immer ein Komma gesetzt werden: Ich rate, ihm zu helfen (gegenüber: Ich rate ihm, zu helfen). In allen anderen Fällen kann man ein Komma setzen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen.
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Gert Sass (M.A.)
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